Gleich zu Beginn des im dokumentarischen Stil gehaltenen Films werden wir mit der Tatsache vertraut gemacht, dass Japan eine der höchsten Rückfallraten für ehemalige Strafgefangene hat. Mehr als 50 % der früheren Häftlinge landen wieder im Gefängnis. Ob das mit der besonderen sozialen Ausgrenzung, die Ex-Kriminelle in Japan erfahren, zu tun hat, wird versucht hier zu klären. Zentrum der Geschichte ist die Organisation Change, die sich zum Ziel gesetzt hat, Straftäter:innen nach Ihrer Freilassung beizustehen und den Wiedereinstieg in die Gesellschaft zu erleichtern. Wir treffen auf unterschiedliche Charaktere mit ihren ganz eigenen Historien, die als Gemeinsamkeit den unausweichlichen Weg ins Gefängnis teilen. Der Umgang mit der kriminellen Vergangenheit ist höchst unterschiedlich, manche suchen eher die Ursachen im Umfeld, andere in ihrem Inneren. Dass der Weg beschwerlich ist und immer wieder von schmerzlichen Rückschlägen begleitet wird, wird sehr eindringlich vermittelt. In einer Theatersituation versuchen sich die Ausgegrenzten vor versammelten Publikum zu rechtfertigen und um eine Chance zu bitten. Bei der anschließenden Q&A Session eskaliert die Situation.

Die dokumentarische Unmittelbarkeit hat Regisseur Atsushi FUNAHASHI von seinem vorherigen Film Company Retreat (2020), der sich mit sexueller Belästigung am Arbeitsplatz beschäftigte, übernommen. Die dargestellten Charaktere wirken derart eindringlich und authentisch, dass Fiktion und Realität verschwimmen. Roh und ungeschönt sagen die Protagonisten frei heraus, was sich manche nicht zu denken wagen, das gilt für die ehemaligen Häftlinge ebenso, wie für die unbescholtenen Bürger:innen und ihren Vorstellungen von Moral, Schuld und Sühne.