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Geburt einer Metropole


Kinostart 9.9.2018

Das anregende Startprogramm des Herbstzyklus über New York City bietet einen Bilderreigen von den ersten Stadtaufnahmen anno 1896 mit den technischen und touristischen Sensationen von der Hochhausstadt am Hudson River. Zum Auftakt dieses Zyklus stehen mehrere frühe Meisterwerke des jungen Filmgenres der sogenannten „Stadtsinfonien“ am Programm, die auch zur Mythenbildung der Stadt als ein „Neu-Babylon“ beitrugen.

Einführung durch Kurator Helmut Weihsmann

Mit den Filmen (gesamt 70 min):

Early Kintopp: Cinematograph Souvenirs of New York City
Billy Bitzer | Produktion: Edison-Biograph Inc. | USA 1896/97 | 6min | SW | stumm | 16mm

Mit dem ersten Guckkastenkino (Kinetoskop), welches der begnadete Erfinder Thomas Alva Edison in einem Geschäftslokal am Broadway vom 14. April 1894 in Manhattan eröffnete, leistete sich das neugierige Newyorker Publikum für einen Nickel das Vergnügen einer Kinetoskop-Show. Zu sehen waren banale und beliebige Szenen aus der Großstadt, die in Normalfall nur einige Minuten dauerten. Nach diesem erfolgreichen Geschäftsmodel entstanden weltweit lizenzierte Salons, die sog. „Nickelodeons“. Bereits die allerersten Versuche von Edison und seinen Kompagnon William K. Dickson und den Mitarbeitern Edwin S. Potter, Frederick S. Armitage, D.A. Dobson und Billy Bitzer mit dem neuen Medium gehörten zu den erfolgreichsten und schönsten Dokumentaraufnahmen der frühen Kinematographie, die das Kino je hervorgebracht hat, weil sie die Fähigkeit besitzen, die dokumentarische Absicht der Filmkamera mit dezidiert lyrischen Stimmungsmomenten und persönlichen Charakteristiken auszustatten. Die ursprünglich auf Papierrollen archivierten Kintopp-Programme der amerikanischen Firma Edison-Biograph wurden mit der Zeit aus Sicherheits-, Feuerschutz- und konservatorischen Gründen auf Zelluloid umkopiert, damit sie leichter im normalen Kinobetrieb einsetzbar waren. Damit legte die Firma Edison-Biograph das noch bis heute bestehende Standardformat des 16mm Schmalspurfilms fest.

Interior Subway Ride New York 14th to 42nd Street
Edwin S. Porter | Produktion: American Mutoscope & Edison-Biograph Inc. | USA 1905 | 6min | SW | stumm | 16mm

Ein Streifen von Thomas Edisons Produktionsfirma American-Biograph verdient besondere Beachtung, denn die Untergrundfahrt der Newyorker U-Bahn von der 14. Straße bis zum Union Square (42. Straße) ist tatsächlich in Echtzeit aufgenommen, nur sieben Monate nach der Eröffnung der IRT-Linie vom City Hall (Rathaus) im Downtown-Viertel bis zur 145. Straße nach Sugar Hill in Harlem. Um diese verkürzte Reise auf der legendären „A-Train“ zu drehen, wurde eine Filmkamera vor einem U-Bahnwaggon installiert, der selbst dafür verantwortlich war, einer anderen Zuggarnitur zu folgen, das ein paar Meter vorne entfernt war. Das Gerät enthält auch einen Motor, der auf einer parallelen Schiene läuft und speziell für die Beleuchtung der Tunnel zwischen den Stationen gebaut wurde.

Skyscrapers of New York
F. A. Dobson | USA 1906 | 8min | SW | stumm | 16mm

Um Szenen von der Errichtung eines Hochhauses gegenüber der  Town Hall (12th Street/Broadway) gruppierte der Serien-Regisseur Dobson inszenierte und vorgefundene Filmsequenzen zu einer Kurzgeschichte. Drehort sind die schwindelerregenden Höhen über Manhattan. Ein Melodram an einem ungewöhnlichen Schauplatz.

Coney Island at Night
Edwin S. Potter | USA 1905 | 4min | SW | stumm | 16mm

Ein Reportagefilm über den Luna Park in Coney Island mit der ersten Nachtaufnahme, gedreht mit einer einzigen Fluglichtlampe. Im Gegensatz zur damals üblichen starren Kameraführung machte der legendäre Kamera-Operateur Billy Bitzer schon Gebrauch von der Totalen sowie Nah- und Schuss-/Gegenschuss-Aufnahmen, die er in derselben Szene abwechselnd verwendete.

Panoramic views of olf New York
Frederick. S. Armitage. USA 1905 | 15min | SW | stumm | 16mm

Der Kompilationsfilm aus Archivmaterial – kurz nach der Eingemeindung der Vororte Queens, Bronx, Brooklyn, Richmond und Harlem entstanden – zeigt neben alten und neuen Wahrzeichen der Stadt atemberaubende Totalansichten von Manhattan. Im Fokus liegen einerseits die schon damals imposante wie romantische Downtown (Wall Street, Battery Park), andererseits die engen, tiefen, Straßenschluchten um den Times Square und die längste Hauptstraße der Welt – der Broadway.

Manhattan Medley
Bonney Powell | USA 1931 | 10min | SW | stumm | 16mm

Ein Werbefilm über Manhattan als pulsierendes Zentrum der Modernität: Die Kreativität und Phantasie der vorwiegend europäischen visionären KünstlerInnen, ArchitektInnen, SchriftstellerInnen und FilmemacherInnen sowie die zahlreichen GeistesemigrantInnen nach Amerika kannten ja keine Grenzen, wenn es um die Beschreibung und Glorifizierung der ersten Metropolis einer „Neuen Welt“ ging.

Manhatta
Charles Sheeler/Paul Strand | 1921 | 10min | SW | stumm | 16mm

Der lyrische Filmessay entstand als unabhängiger Autorenfilm nach dem bekannten Gedicht „Manhatta“ von Walt Whitman. Sheeler und Strand haben sich mit ihrer hymnischen Vision vom „strahlenden Jerusalem“ am Hudson River an der lyrischen Ausdruckskraft von Whitman orientiert. Der Film ist von bezaubernder fotografischer Reinheit, extremster Genauigkeit und stilistischer Schönheit in der Montage. Der Film zeigt, wie eine Fähre im alten Hafengebiet an der Südspitze Manhattans anlegt, unzählige Menschen in die Straßen Lower Manhattans strömen, sich verteilen, und sich schließlich in den dunklen Schluchten der altmodisch-schönen Bürotürme der beengten Wall Street verlieren.

Demolishing Star Theatre
F. S. Armitage | 1901 | 3min | stumm

Der Film gehört zu den ersten Zeitraffer verwendeten Filme und zeigt, wie das New York City Star Theatre abgerissen wird.

Gotham Garden
Brian Segel | USA 1985 | 12min | Farbe | OV

Die Filmreportage berichtet über die Aktivitäten in einem der zahlreichen ökologischen „slum gardens“ in der Upper West Side von Manhattan, wo engagierte und kreative Anrainer ihre Art von Lebens- und Gartengestaltung privat ausleben. Diese ideologiefreie und pragmatische Art einer Graswurzel-Revolution begann zunächst auf einem öden, unverbauten Grundstück ohne behördliche Genehmigung, bevor es Jahre später öffentlich unterstützt wurde.


Geburt einer Metropole


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