Living in Two Worlds
OT: Boku ga Ikiteru, Futatsu no SekaiMipo O | JP 2024 | 105 min | OmeU
Mit: Ryō Yoshizawa, Akiko Oshidari, Akito Imai
Dai ist ein Kind gehörloser Eltern, ein CODA (Child of Deaf Adults). Er wächst im ländlichen Miyagi mit seinen Eltern und den Großeltern auf und versteht sehr früh, dass sein Alltag sich grundlegend von dem seiner Mitschüler:innen unterscheidet. Während andere frei und unbeschwert Kind sein können, sieht sich Dai in einer besonderen Rolle: Er wird zum Dolmetscher, zum Vermittler, zum Verantwortlichen – und damit schon in jungen Jahren in eine Erwachsenenposition gedrängt. Dieses Ungleichgewicht prägt seine Wahrnehmung der Eltern und seine Beziehung zu ihnen leidet, besonders die Mutter macht er für die Scham, die er empfindet, verantwortlich. Neben den gewöhnlichen Identitätskrisen und Unsicherheiten Heranwachsender, kämpft Dai eben noch mit höheren Belastungen. Er trägt sie für eine beträchtliche Zeit seiner Jugend still mit sich, doch die verkehrte Eltern-Kind-Dynamik, erzeugt ein unüberwindbares Gefühl der Einengung. Als er seinen Drang nach Freiheit und Loslösung nicht mehr unterdrücken kann, wird von ihm eine schwierige, aber notwendige Entscheidung abverlangt.
Regisseurin Mipo O gelang 2014 mit The Light Shines Only There ihr Meisterstück, für den sie mit Preisen überhäuft wurde (Kinema Junpo, Mainichi Concours, Blue Ribbon Award, Raindance, …). Auch der darauffolgende Being Good (2015) wurde mehrfach ausgezeichnet. Nach einer längeren Pause ist sie in diesem Jahr gleich zweimal vertreten: Neben diesem Film, der auf dem autobiografischen Roman von Daisuke Igarashi (bekannt vor allem als Mangaka z.B. Children of the Sea) basiert, ist auch ihr Film How Dare You? heuer bei Japannual zu sehen. Dai wird gespielt von Ryō Yoshizawa, der bei Japannual einen weiteren ganz großen Auftritt in Kokuho hat. Seinen Großvater verkörpert Denden, eine Nebenrollen Legende, seit Jahrzehnten in unzähligen Filmen zu finden.