Shigemi interviewt die junge Schriftstellerin Rua, deren letzter Roman und der damit verbundene kometenhafter Aufstieg der High School Schülerin den Journalisten fasziniert. Seine eigenen Literaturambitionen sind Jahre her und die Beziehung zu seiner weiterhin publizierenden Ehefrau scheint abgekühlt. Rua lädt Shigemi ein, ihr auf den Spuren ihres Romans zu folgen, die vorbildgebenden Personen ihrer Romancharaktere kennenzulernen und er willigt bereitwillig ein. Was im letzten Jahrhundert noch der Beginn einer ungleichen Beziehungsgeschichte mit deutlich schiefer Altersebene hätte sein können, bleibt hier höchst professionell. Kein romantisches Interesse an der jungen Autorin hat Shigemi, eher kämpft er mit der Tatsache, dass seine eigene Frau eine Affaire mit einem guten Freund hat, ebenfalls Autor. Er ist nicht in der Lage, sie mit seinem Wissen darüber zu konfrontieren. Lieber grübelt er über seine Situation und sucht Ablenkung in Ruas lebendigem Einfluss. Erst die Entdeckung einer weiteren Affaire bringt Shigemi dazu, seine Schildkrötenhaltung zu verlassen.

Seine Filme sind gerne gesehen, nicht nur bei Japannual, wo Regisseur Rikiya IMAIZUMI bereits mit Straying (2022) und In Those Days (2021) vertreten war. Dieser Film gewann den Publikumspreis beim Tokyo Film Festival. Heuer können Sie mit Undercurrent noch einen weiteren seiner Filme im Japannual Programm bewundern. Kaum ein anderer im japanischen Umfeld strahlt mit seinen Filmen zur Zeit eine ähnlichen Konstanz und Zielsicherheit aus wie Imaizumi. Sein Protagonist wird gespielt von Goro INAGAKI, der auch in OBAYASHIs Labyrinth of Cinema (2019) eine Rolle hatte und 2018 in Junji SAKAMOTOs Another World glänzte. Die Show gestohlen wird hier aber von der jungen Tina TAMASHIRO, deren kometenhafter Aufstieg in der Filmwelt mit dem ihres Filmcharakters zu vergleichen ist. Sie war heuer in gleich mehreren Filmen zu sehen, so auch in Thorns of Beauty im diesjährigen Programm von Japannual.