Wir begleiten die elfjährige Fuki im Sommer 1987, in der schwierigen Phase der späten Kindheit, die vom unheilbaren Krebsleiden ihres Vaters und der emotionalen Distanz ihrer Mutter überschattet ist. Ihr Vater Keiji pendelt zwischen Krankenhaus und Zuhause, festgeklammert an seine Arbeit, obwohl seine Kräfte schwinden, während ihre überforderte Mutter Utako versucht, Familie und Beruf zugleich aufrechtzuerhalten. Fuki begegnet all dem mit stoischer Neugier. Sie schreibt einen Schulaufsatz über ihren Wunsch „Waise zu sein” und experimentiert mit Telepathie, Hypnose und mystischen Ritualen, inspiriert von Fernseh-Wahrsagern. Ihre Fantasien verschwimmen mit der Realität: Sie „hypnotisiert“ eine trauernde Nachbarin zu einem düsteren Geständnis, imaginiert ihre eigene Beerdigung und lauscht den einsamen Stimmen der Tokyoter Telefondating-Anrufer. Diese eigenwilligen Erkundungen sind ihr Versuch, den Tod zu begreifen und eine Verbindung zu einer gleichgültig wirkenden Welt herzustellen. Drastisch wird ihr dabei auch ihre eigene Verletzlichkeit vor Augen geführt.

Regisseurin Chie Hayakawa hat bereits mit ihrem mehrfach ausgezeichneten Debütfilm Plan 75 bewiesen, dass sie zur neuen Spitze der japanischen Regisseurinnen zu zählen ist. Auch Renoir hatte in Cannes im Hauptwettbewerb seine Premiere und wurde seither bei den großen Festivals in Shanghai, Toronto und Busan erfolgreich gezeigt. Neben dem beeindruckenden Debüt der jungen Yui Suzuki, ist es selbstverständlich der allseits geliebte Lily Franky, der in der Besetzungsliste erfreulich auffällt. Bei Japannual können Sie ihn heuer auch noch in Diamonds in the Sand sehen. Dass in einer Nebenrolle erneut die allgegenwärtige Yuumi Kawai auftritt (bei Japannual auch in Teki Cometh, She Taught Me Serendipity und A Bad Summer zu bewundern), trägt zur Wirkung des Films bei.